MESTEMACHER PREIS MANAGERIN DES JAHRES

Powerfrau bei Microsoft – Angelika Gifford

Porträt der Preisträgerin des
MESTEMACHER PREISES MANAGERIN DES JAHRES 2009 

von Prof. Dr. Ulrike Detmers

Zügigen Schrittes steuert Angelika Gifford auf mich zu. Der sportlich elegante Dress unterstreicht ihre offenkundige Weltgewandtheit beim Treffen im Firmensitz von Microsoft Deutschland in München. Diese Powerfrau vereint augenscheinlich alle positiven Attribute einer Frau, die ihren Job erfolgreich macht, und locker einen Geburtstagskuchen für Kevin, ihren Sohn, backt. Wie schafft sie das?

Angie, wie sie bei Microsoft genannt wird, lernte nach dem Abitur den Umgang mit Geld bei der Deutschen Bank in Düsseldorf. Dort sammelte die junge Bankbetriebswirtin erste Erfahrungen im Auslandsgeschäft für Finanzierungen und Anleihen. Bereits vor dem Einstieg ins Berufsleben hat sie einige Zeit im Ausland verbracht. Es waren die Eltern, die ihre Tochter als Schülerin nach England, Frankreich und in die USA schickten. Das Neue reizt Angelika Gifford heute noch. Damals bei der Deutschen Bank wurde ihr schnell klar, dass sie ihre Bedürfnisse nach Innovationen in dieser eher biederen Arbeitskultur wohl kaum befriedigen kann. Daher zog es sie zunächst in die USA, als Projektleiterin für die Ausarbeitung der transatlantischen Marketingstrategie einer amerikanischen Bank. Nach einem Zwischenstopp am renommierten INSEAD im französischen Fontainebleau wechselte sie in die innovative IT-Branche.
„Seitdem arbeite ich am liebsten in einem global agierenden Unternehmen mit Kollegen auf der ganzen Welt“, gibt sie offen zu. Die Schnelllebigkeit dort bekommt die Vertriebsleiterin bald zu spüren. Sie erlebt drei Fusionen und lernt sich unterschiedlichen Firmenkulturen anzupassen. Das macht stressresistent und flexibel. Sie bewahrt die Ruhe und geht ihrer Arbeit nach. Lernen und sich Anpassen kann ja nicht schaden. Stehvermögen hat sie im Blut und im Ausland gelernt: „Einfach arbeiten, die Aufgaben erledigen und gut dabei sein“, erklärt sie ihre Arbeitseinstellung. 1993 startet die Powerfrau bei der Microsoft GmbH, München. Die Unternehmenskultur dort ist durch die Muttergesellschaft in Seattle geprägt. Wer gut ist, kommt (in der Regel) weiter. Angelika Gifford steigt auf in die Pariser Europazentrale, mit strategischer Verantwortung für die Geschäftsentwicklung innerhalb von Europa, Afrika und dem Mittleren Osten. Sie entwickelt sich zur Vertriebsexpertin. Ganz Profi zeigt sie Nervenstärke, als man sie für die Sekretärin ihres Chefs hält. Sie sollte dem Projektteam in Stockholm als Projektleiterin vorgestellt werden, in der Männerwelt Wirtschaft ein relatives Novum.
Die 24 ausschließlich männlichen Projektmitarbeiter erlitten, nachdem klar war, wer die Hosen anhatte, zumindest für kurze Zeit einen Kulturschock. Der hielt allerdings nicht lange an: Die neue Chefin zog die Fäden kompetent an sich und ging zur Tat über – mit nachhaltigem Erfolg. Wieder war eine Feuertaufe bestanden. Was in einem deutschen Unternehmen wohlmöglich zum Versuch des Ausbremsens einer ehrgeizigen Frau geführt hätte, wurde bei Microsoft belohnt. Angelika Gifford stieg bis zum Mitglied der Geschäftsleitung auf, zuständig für den öffentlichen Sektor. Ihre fachlichen Schwerpunkte liegen in den Bereichen Verwaltung, Bildung und Gesundheitswesen. In die Probleme und Wünsche ihrer Kunden kniet sich die Top-Managerin voll hinein, für sie eine wichtige Voraussetzung für vertrauensbasierte Partnerschaften. Trotzdem schafft sie die Balance von Beruf und Familienleben. Vertrauensarbeitszeit, das Nutzen der IT-Kommunikation und die Gender-Diversity-Kultur ihres Arbeitgebers liefern die Voraussetzungen. Aber: Angelika hat auch einen emanzipierten Mann an ihrer Seite. Patrick, ein Amerikaner, der wie sie bei der Microsoft GmbH in München arbeitet, kommt mit seiner Powerfrau gut klar. Mit einer erfolgreichen Frau an der Seite fühlt er sich stark. Sohn Kevin ziehen beide auf, dabei werden sie von einer Tagesmutter unterstützt. Patricks Töchter aus erster Ehe leben in den USA. Sie sind ein wichtiger Teil der Familie und finden ebenfalls Platz im engen Zeitplan. Die beiden managen auch das – mit Kopf und Herz. Allen soll’s gut gehen.
Auch bei Ihren Mitarbeitern zählt für Angelika Gifford der ganze Mensch. Als erfahrene Führungskraft weiß sie, dass Leistung von Motivation abhängt und Motivation davon, dass man insgesamt zufrieden ist – auch im Privaten. So setzt sie sich für Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei all ihren Teamkollegen ein und fördert als Mentorin junge Managerinnen. Sie unterstützt die Vernetzung von Frauen in der Firma und darüber hinaus – sie weiß, dass Netzwerke erfolgskritisch sind. Wenn sie als Vorbild anderen Frauen vermitteln kann, wie spannend IT ist, ist das für die Branche gut, aber auch für die weiblichen Talente.
Angelika Gifford ist jedenfalls mit ihrem bisherigen Leben sehr zufrieden: „Ich habe keinen wesentlichen Schritt bereut und auch aus Fehlern immer etwas gelernt. Ich würde alles genauso wieder machen“, betont Senior Director Angelika Gifford. Ich glaube es ihr aufs Wort.